https://geschichtstage.ch/frontend/index.php?page_id=40244&v=TimeTable
Dienstag, 08.07.2025, 15.15 Uhr
(Un)sichtbarkeit in Erinnerungs-, Wissen(schaft)s- und Vermittlungsräumen
Chair(s): Prof. Dr. Franziska Metzger
Raum: HS 7 (EG)
Das Panel beschäftigt sich mit unterschiedlichen Formen der diskursiven, narrativen, visuellen und strukturellen Unsichtbarkeit bzw. mit Mechanismen der Unsichtbarmachung in Erinnerungs-, Wissen(schaft)s- und Vermittlungsräumen. Dieser Fokus bindet kultur- und politikgeschichtliche Fragerichtungen und diskurs-, ikonographie- und narrativanalytischen Zugänge der drei Dissertationsprojekte zusammen.
15:15 Uhr
Claudia Luthiger: Französische Revolutionshelden im Erinnerungsraum – (Un)-sichtbarmachung durch visuelle Ästhetisierung, Emotionalisierung und Hyper/Asexualisierung des Körpers
15:35 Uhr
Kerstin Wirz-Burkard (Luzern/Basel): Die unsichtbaren Pädagogen
15:55 Uhr
Kunstwerke als Gedächtnis- und Erinnerungsräume
Dr. phil. Christine Szkiet | PH Luzern | Switzerland
16:15 Uhr
Föderale Demokratien und ihre unsichtbaren Veto-Potenziale: Wie in der Schweiz und den USA ein jahrhundertaltes Betriebssystem die politische (Erinnerungs-)Kultur prägt
Mittwoch, 09.07.2025, 13.45 Uhr
Learning the Hidden History of Europe Through Material Culture (LETHE)
Eine Plattform für forschend-entdeckendes Lernen zu unsichtbaren Geschichten Europas.
Chair(s): Prof. Dr. Christian Mathis (Pädagogische Hochschule Zürich)
Raum: E 508 (EG)
Das Erasmus-Projekt LETHE wurde von Forscher:innen aus 11 Institutionen in 8 Ländern (Portugal, Spanien, Deutschland, Schweiz, Schweden, Italien, Irland, Griechenland) entwickelt. Es holt bisher unsichtbare Akteur:innen der europäischen Geschichte ans Licht. Auf der LETHE-Website können sich Schüler:innen forschend-entdeckend, multiperspektivisch und quellenbasiert mit Geschichte auseinandersetzen.
Lethe ist in der griechischen Mythologie ein Fluss des Hades; auch als «Fluss des Vergessens» bekannt, weil diejenigen, die daraus trinken, die Vergangenheit vergessen. Dieses Vergessen trifft im übertragenen Sinn etwa auf die Geschichten von Frauen, LGBTQ+-Gemeinschaften, Kindern, Behinderten, Migrant:innen, indigenen Gemeinschaften und ethnischen Minderheiten zu, so dass die europäischen Schüler:innen ein lückenhaftes Bild der Vergangenheit haben (UNESCO, 2020).
Das Erhellen dieser unsichtbaren Geschichten hilft, den Schüler:innen neues Wissen und ein interkulturelles Verständnis der Vergangenheit sowie Einsicht in die Vielfalt der europäischen Gesellschaft zu vermitteln (Nordgren & Johansson, 2015). Das LETHE-Projekt ermöglicht es, unsichtbare Akteur:innen und Gruppierungen ins Licht der Öffentlichkeit treten zu lassen, damit sie ihre verborgene Geschichte erzählen können.
Das Projekt konzentriert sich auf «verborgene» Geschichten und zielt darauf ab, bei Lernenden historische Kompetenzen zu entwickeln (kritisches Denken, Problemlösung, quellenbasierte historische Argumentation). Es eignet sich in erster Linie für die Sekundarstufe 1, einige Fallgeschichten können jedoch in der Primar- oder insbesondere Sekundarstufe 2 eingesetzt werden.
In einer theoretischen Einführung wird ein didaktischer Ansatz fokussiert, indem das forschend-entdeckende, quellenbasierte und multiperspektivische Lernen im Zentrum steht. Das Panel bietet anschliessend Platz für drei Beiträge.
Die ersten zwei Beiträge präsentieren zwei bislang verborgene und neu recherchierte Geschichten der Schweiz. Im ersten geht es um das Lernen über die transnationale Migrationsgeschichte von Constantia Wyrsch, die 1828 auf Borneo als Tochter eines Schweizer Vaters und einer einheimischen Mutter geboren wird. Mit knapp sechs Jahren kommt sie mit dem Vater in die Schweiz. Nach einem schwierigen Leben in Buochs migriert sie mit vier ihrer acht Kindern in die USA, wo sie 1898 stirbt.
Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit dem Lernen zu «Figures de l’ombre dans l’histoire genevoises». Am Beispiel eines Falles zur Geschichte des Gefängnisses im Genf des 19. Jahrhunderts geht es um die unsichtbaren «figures» an den Rändern der Gesellschaft, die auch im wörtlichen Sinne unsichtbar gemacht wurden, indem sie hinter Mauern weggesperrt wurden.
Der dritte Beitrag, N.N., soll sich in die Thematik der «verborgenen» und unsichtbaren Geschichten einreihen. Dabei soll auch er sich nach Möglichkeit mit dem forschend-entdeckenden und quellen- oder objektbasierten historischen Lernen beschäftigen.
13:45 Uhr
Borneo, Buochs, Missouri – Constantia Wyrsch «in motion»
Dr. Beatrice Kümin | Pädagogische Hochschule Zürich
14:05 Uhr
Figures dans l’ombre. Histoire des prisons à Genève au 19ème siècle
Dr. Valérie Operiol | Université de Genève
Dr. Federico Dotti | Université de Genève
14:25 Uhr
Das Twistory-Projekt – Wenn Schüler:innen Geschichte sichtbar machen
Dr. Ariane Knüsel | Kantonsschule Baden, AG | Switzerland
Donnerstag, 10.07.2025, 09.15 Uhr
Un/Sichtbares Integrationsfach RZG (Räume, Zeiten, Gesellschaften)?
Chair(s): Prof. Dr. Regula Argast (Pädagogische Hochschule FHNW), Dr. Nadine Ritzer
Mit der Einführung des Lehrplans 21 seit 2015 wurden die Fächer Geografie, Geschichte und Politische Bildung im Integrationsfach «Räume, Zeiten, Gesellschaften» (RZG, Zyklus 3) zusammengefasst. Dies löst bis heute Debatten aus. Auf der einen Seite wünschen sich Fachvertreter:innen, dass die einzelnen Disziplinen mit ihren spezifischen Fragestellungen, Fachdidaktiken und Methoden gestärkt werden. Auf der anderen Seite beanstanden Vertreter:innen des Integrationsgedankens das Fehlen einer überzeugenden interdisziplinären Bereichsdidaktik sowie mangelnde disziplinenübergreifende Perspektiven in Lehrplan, Lehrmitteln und Ausbildung.
Das Panel stellt Konzepte, Forschungsresultate und Best Practice-Beispiele vor, die das Potential von interdisziplinären Zugängen in der Unterrichtspraxis von RZG an der Volksschule diskutieren. Ziel des Panels ist es, den Dialog über den Wert der integrativen Perspektive im Integrationsfach RZG weiterzuführen sowie Kooperationen für Forschungs- und Unterrichtsentwicklungsprojekte
anzustossen.
09:15 Uhr
Herausforderung RZG – einer Schnittstelle auf der Spur
09:35 Uhr
Best Practice-Beispiel RZG
Dr. Nadine Ritzer | PH Zürich | Switzerland
Judith Gasser | PH Bern | Switzerland
09:55 Uhr
Politische Bildung sichtbar machen: mit dem Demokratiebus unterwegs
Andreas Stadelmann | PH St. Gallen | Switzerland
10:15 Uhr
Kommentar | Commentaire
Donnerstag, 10.07.2025, 18:00-19:30
Fragmentierte Geschichte? Verbindungen und Brüche in einer sich ausdifferenzierenden Forschungs- und Bildungslandschaft
Chair(s) Prof. Dr. Regula Argast (Pädagogische Hochschule FHNW)
Raum: HS 10 (UG)
Thema: Zeitgeschichte ab 1945
Präsentationsart: Vortrag
Dauer: 90 Minuten
Geschichte erforschen und Geschichte erzählen haben in akademischen, geschichtskulturellen als auch schulischen Kontexten ihre eigenen Logiken und Verfahrensweisen. Expert*innen dieser Bereiche richten ihren forschenden Blick auf Vergangenheiten und Geschichte im Lichte sich stets verändernder Gegenwartsfragen. Oder sie richten ihren analytischen Blick auf Geschichten, die in der Öffentlichkeit mit unterschiedlichen Absichten kursieren. Sie arbeiten an Erzählungen, die in ihren gesellschaftlichen Kontexten Geschichte deuten und sinnhaft werden lassen. Die Geschichtsdidaktik als wissenschaftliche Disziplin will hingegen Lernende mit Verfahren und Methoden historischen Denkens vertraut machen, um Heranwachsende sowohl zur Konstruktion sinnhafter Erzählungen wie auch zum Erkennen und Analysieren existierender Deutungsmuster zu befähigen. Sie erforscht die Gelingensbedingungen solchen historischen Lehrens und Lernens. Mit der gesellschaftlichen Einbettung von schulischer Beschäftigung mit Geschichte sind zudem institutionelle Faktoren und weitere, teils konkurrierende Erwartungen an Geschichtsunterricht massgebend.
Das Podium adressiert unter anderem folgende Leitfragen:
- Worin besteht der gemeinsame Nenner, welches sind aber auch die unterschiedlichen Logiken der Geschichtswissenschaft, der Public History, der wissenschaftlichen Geschichtsdidaktik und der schulischen Geschichtsvermittlung?
- Worin liegen Verständnisschwierigkeiten, aber auch Chancen der Kommunikation zwischen diesen Feldern? Wie liesse sich eine Zusammenarbeit gewinnbringend gestalten und ausbauen?
- Welches sind die politischen Folgen der Fragmentierung des Umgangs mit Geschichte? Was wäre institutionell zur Überwindung der ausbleibenden gemeinsamen öffentlichen Vertretung des disziplinären Feldes nötig?
Das Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven und Arbeitsweisen an Geschichte soll im Podium geschärft, Reibungsflächen sowie Inkongruenzen sollen benannt und diskutiert werden. Mit der Formulierung gegenseitiger Erwartungen, Vorstellungen und Probleme sollen Möglichkeiten und Notwendigkeiten verstärkter gegenseitiger Kenntnisnahme und gemeinsamen wissenschaftspolitischen Auftretens ausgelotet und angebahnt werden. Foren der konkreten Zusammenarbeit wie die Didactica Historica oder das Netzwerk Public History können dabei als Beispiele dienen.
Input Nadine Fink
Prof. Dr. Nadine Fink | HEP Vaud | Switzerland
Input Rachel Huber
Dr. Rachel Huber | Universität Bern | Switzerland
Input François Vallotton
Prof. Dr. François Vallotton | Université de Lausanne | Switzerland
Input Martin Pryde
Moderation
Prof. Dr. Regula Argast | Pädagogische Hochschule FHNW | Switzerland
Freitag 11. Juli 2025, 13:45-15:15
‚Blinde Flecken‘ sichtbar machen: Globale Perspektiven im Geschichtsunterricht
Chair(s) Prof. Dr. Susanne Popp (Universität Augsburg), Dr. Philipp Marti (FHNW)
Raum: HS 4 (EG)
Thema: Methode und Didaktik
Präsentationsart: Vortrag
Dauer: 90 Minuten
Die Integration globaler Perspektiven in den bestehenden Geschichtsunterricht, der hauptsächlich durch nationale und europäische Sichtweisen geprägt ist, zielt darauf ab, Lehrplanthemen in einen breiteren Kontext zu stellen und damit einen neuen Blick auf vertraute historische Themen zu ermöglichen. Durch die Betrachtung transnationaler und globaler Zusammenhänge können anregende Fragestellungen entwickelt werden, die bestehende Zugangsweisen erweitern, differenzieren oder kritisch hinterfragen. Bislang übersehene transnationale Verbindungen und Verflechtungen sowie eurozentrische Tendenzen in der Geschichtsdarstellung oder lokale und globale Wechselwirkungen können aufgedeckt werden. Die Integration transnationaler und globaler Perspektiven eröffnet Lehrenden und Lernenden die Möglichkeit, bislang ‚Unsichtbares‘ sichtbar zu machen. Dies fördert historisches Denken, das das kritische Bewusstsein für die Bedeutung von Standort, Perspektive und Betrachtungshorizonten schärft und damit Kompetenzen anbahnt, die im Zeitalter der Globalisierung zentral sind. Für die Lehrenden ergeben sich durch den Anspruch globalhistorischen Unterrichts zahlreiche didaktische Chancen und Herausforderungen, die forschend begleitet und unterstützt werden müssen.
Das Ziel des Panels besteht darin, die theoretischen und praktischen Potenziale sowie Grenzen dieses Ansatzes für den Geschichtsunterricht anhand konkreter Fallbeispiele empirisch fundiert zu beleuchten und zu diskutieren.
Praxisbezogene Reflexionen zu Chancen und Herausforderungen der Implementation globalgeschichtlicher Perspektiven in den Geschichtsunterricht
Justine Burkhalter | Kantonsschule Zürcher Oberland | Switzerland
«Nichts über uns, ohne uns». Wie starke indigene Stimmen Kanadas Eingang in Schulen finden
Dr. Angela Müller | Pädagogische Hochschule Luzern | Switzerland
Jasmin Gerig | Pädagogische Hochschule Luzern | Switzerland
Globalgeschichtliche Perspektiven im Schweizer Geschichtsunterricht: Empirische Erkenntnisse zu Potenzialen und Herausforderungen globalgeschichtlicher Lehr- und Lernprozesse aus einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt
Dr. Philipp Marti | FHNW | Switzerland
Dominic Studer | FHNW | Switzerland
Kommentar